Sind Sie eigentlich kritikfähig?
Nein! Ich will nicht wissen, ob SIE in dem einen oder anderen Kurs gelernt haben, Kritik oder Feedback nach Lehrbuch zu geben: (Lob – Keule –Lob) – im Fachausdruck – Sandwich-, oder sonst-was-Methode.
Mich interessiert, wie SIE mit Kritik umgehen.
Der Grund meiner Gedanken war Befremden über die Reaktion von Menschen, deren Arbeit kritisiert wurde: Empörung, Angst, Rechtfertigung, Mutmaßungen und Analysen über den Geisteszustand des Kritikers – anschließend kollektives Kalmieren mit der Aussage „Wir sind ja alle so professionell!“ – Sachlage geklärt, alle sind happy.
Alle? Natürlich nicht, denn ich (als Beobachterin des Prozesses) fragte mich, warum diese Menschen denn nichts lernen wollten – oder konnten. Offenbar ist nicht alles gut gelaufen und der Kritiker fand die Arbeit nicht so „professionell“. Warum also ist es oft so schwer aus Kritik zu lernen?
Ich weiß – von außen und im Nachhinein gescheit zu sein, ist nicht schwierig. Daher bin ich umso dankbarer für diese Gelegenheit.
Also, was lerne ich daraus und was könnte auch für Sie in Zukunft hilfreich sein, damit Kritik wertvoll ist und wir alle sie in Zukunft ehrlich dankbar annehmen?
Kritik macht etwas mit uns: Sie löst Emotionen aus, die nicht immer angenehm sind. Sie löst Erinnerungen aus, mit denen wir schwer umgehen können. ABER: Sie bietet auch eine Chance zur Veränderung, zum Wachsen, zur Weiterentwicklung.
Ich lade Sie wieder einmal zu einem Experiment ein, wie Sie in Zukunft mit Kritik besser umgehen können und echten Nutzen daraus ziehen werden:
HÖREN SIE ZU, WAS IHR KRITIKER IHNEN
SAGT und SCHWEIGEN SIE FÜR EINEN
MOMENT
DANN sprechen Sie diesen oder einen
ähnlichen Satz aus: „Das ist deine
Wahrnehmung.“ „So hast du das wahrgenommen.“ „Danke, dass du mir deine
Wahrnehmung mitgeteilt hast.“
…und dann: KLAPPE HALTEN und Ihr Hirn was tun lassen!
Achten Sie auf Ihren Körper und Ihre
Emotionen: WAS PASSIERT DA GERADE IN und MIT IHNEN. – Nehmen Sie die Reaktion
zur Kenntnis (die kann schon ganz heftig sein.)
DENKEN SIE NACH: Was hat Ihr Gegenüber Ihnen gerade mitgeteilt? Welche Fakten haben Sie der Mitteilung
entnommen? Gibt es Fakten, oder fehlen Ihnen Informationen? Fragen Sie nach,
damit Sie ein klares Bild von der WAHRnehmung Ihres Gegenübers haben.
Ist Ihr Gegenüber sehr emotional,
sprechen Sie diese Emotion an: „Ich sehe, du bist wütend, verletzt, aufgebracht….“
Dann schildern Sie Ihre Sicht der
Angelegenheit in FAKTEN.- KEINE Rechtfertiung!
Nun haben Sie beide die Chance, die
Sicht des anderen zu erwägen – SCHWEIGEN UND DENKEN – auch wenn Ihr Gegenüber
ungerecht ist und Sie das dringende Bedürfnis haben, sich zu rechtfertigen,
bleiben Sie bei den Fakten und erkennen Sie die Emotion des anderen an – so wird
er auch viel leichter IHRE Emotion und IHRE Fakten anerkennen und so können Sie
klären und viel für Ihre zukünftige Arbeit lernen.
So haben Sie in Zukunft anstatt einer Gallenkolik, Magenschmerzen oder einer Wut im Bauch – ETWAS GELERNT.
Ein gutes Ausprobieren und einen schönen Sommer wünscht Ihnen Ihre
Anita Molzbichler