beFREMDliches

Vor kurzem fand ich mich in einer Gesprächsrunde wieder, die, in dem wohlmeinenden Versuch, die guten Eigenschaften an bestimmten Herkunftsländern und Sprachgruppen herauszufinden, einen Diskurs der Generalisierungen und Globalurteile startete, der mich überraschte.

 

In der globalisierten Welt, in der wir leben war es für mich in der Tat beFREMDlich, auf Basis vermeintlicher Beobachtungen im Urlaub, Charakterstudien über die Bewohner anderer Länder anzustellen.

 

In der Folge begann ich, ein wenig bei mir hinzusehen, ob ich denn tatsächlich so neutral, so fair und so objektiv sein kann, wie ich in dem Moment glaubte. – Weit gefehlt!

 

Die Frage, die ich mir stellte, war:

 

Ist es mir möglich, den Menschen, der mir gegenübersteht in jedem Moment als der Mensch wahrzunehmen, der er ist?

 

Na in diesem Wort steckt schon wieder viel drinnen: WAHR und NEHMEN – den Menschen anzunehmen, wie er in Wahrheit ist – nicht wie er scheint, wie ich glaube, dass er aufgrund seiner Herkunft ist, nicht wie ich auf Grund von Glaubenssätzen erwarte, dass er ist …

 

Mir wurde klar, dass ich hier eine neue Art der Wahrnehmung brauche:

 

Voraussetzung dafür ist: zuerst einmal ganz HIER und ANWESEND zu sein, wenn ich dem Menschen gegenübertrete.

 

Ich muss mich meinem Gegenüber öffnen, um überhaupt spüren zu können, was IN MIR passiert, wenn wir kommunizieren. – Das erfordert INTERESSE und ein Maß an NEUGIER,, diesen Menschen WAHRzunehmen.

 

In dieser Art der Begegnung kann ich dann genau meine eigenen Reaktionen beobachten und bin rasch entlarvt, wenn ich wieder in meine Urteilsmuster zurückfalle.

 

Dann ist es vorbei mit dem FREMD sein – dann können wir einander als Menschen begegnen.

 

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Ihren neuen Freunden!

Es grüßt sie herzlich Ihre

 

 

Anita Molzbichler

 

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