„Energy flows, where attention goes“ – diesen Satz verwenden weise Menschen so gerne, die uns dazu bringen wollen, dass wir – gefälligst - positiv denken, sprechen und sind.
Ich habe ihn vor kurzem erstmals so richtig verstanden, als ich mir Gedanken über das Drama machte. Nein, nicht das Drama im Theater, sondern das „Drama“ in unserem Leben.
Es gibt so viele Situationen, in denen wir uns ausgeliefert fühlen, verletzt und gekränkt sind. Wir diskutieren, spekulieren, interpretieren. Dadurch bekommt das Drama immer mehr Eigenleben, es wird immer größer, wichtiger und bekommt schon eine richtige Identität. Je mehr Menschen und deren Aufmerksamkeit in das Drama involviert werden, desto mehr Energie in Form von Zeit, Aufmerksamkeit, Emotionen wird GEBUNDEN. Und die Energie fließt nicht mehr in Ihre Lebenskraft - sondern ins Drama. Es beschäftigt uns, es zieht Kreise und geht weiter – manchmal mehr, als uns lieb ist.
Ich werde Ihnen zur Veranschaulichung ein Beispiel aus dem richtigen Leben erzählen: meine Tochter kam etwas irritiert aus der Schule. Eine ihrer Freundinnen war durch eine dritte Freundin informiert worden, jemand hätte Gemeinheiten über sie erzählt. Die Freundin sei nun total verletzt und die ganze Schulklasse inklusive Klassenvorstand würde nun einerseits versuchen in dem Konflikt zu vermitteln, von dem niemand so recht wusste, was wirklich passiert war, vor lauter „Hörensagen“. Die andere Seite der Klasse wäre damit beschäftigt, die „Schuldige“ durch Nichtbeachtung, Verspottung und Beschimpfung zu bestrafen. Meine Tochter wiederum wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, da alle möglichen Menschen die unterschiedlichsten Versionen erzählten.
Im Drama binden wir also Energie indem wir Schuld zuweisen, inszenieren und „dramatisieren“. Wir binden sowohl unsere eigene Energie, als auch die anderer Menschen.
Wie aber aussteigen aus dem Drama – es lösen? – uns er-lösen?
Schritt 1: Was sind meine Emotionen – als Betroffener, als Mit-leider, als Mit-fühler?
Schritt 2: Wo und wie trage ich zum Drama bei?
* Weise ich Schuld zu?
* Involviere ich weitere Menschen, um Unterstützung zu bekommen, oder vielleicht sogar Erfüllungsgehilfen für den Gegenschlag zu rekrutieren?
* Gibt es eine Möglichkeit, den Beteiligten am Ausgangspunkt meine Gefühle mitzuteilen?
* Führe ich die Diskussionen in meinem Kopf statt in der Realität?
* Was will ich eigentlich? Vergeltung, Entschuldigung, Unterhaltung, Drama..?
Schritt 3: Wo und wie trage ich zur Lösung in Form von Heilung der negativen Grundemotion bei?
* Teile ich den Beteiligten meine Emotionen mit?
* Lasse ich eine Klärung oder Er-Klärung überhaupt zu?
* Kann und will ich den Standpunkt des anderen annehmen?
* Woran erinnert mich diese Situation? Ist mir ähnliches schon einmal passiert?
Schritt 4: Entscheiden Sie, wie viel Ihrer Energie Sie in dieser Situation binden wollen.
Erwischt? Manchmal macht das Drama ja auch Spaß – das Diskutieren und Debattieren, das besonders weibliche Teenager so wunderbar können und üben.
Das ist auch in Ordnung – wenn wir darüber Punkt 1 nicht vergessen.
Wenn Sie Ihre Kraft für etwas Anderes einsetzen wollen, dann bleiben Sie ganz bei sich, lecken Sie auch schon mal Ihre Wunden und gehen Sie kraftvoll weiter, nachdem Sie Ihre Emotion (an)erkannt haben – das ist der erste und wichtigste Schritt.
Es grüßt Sie herzlich Ihre
Anita Molzbichler