So stellte eine Vortragende eine berühmte Malerin dem Publikum vor und referierte begeistert über deren Werke.
Was mir im Anschluss an den ausgezeichneten Vortrag zu denken gab, war welche Information MIR in Erinnerung geblieben war. Nämlich die erste: „Sie war nicht schön,…“ – der Rest? Vage, naja, sie malte irgendwelche Adeligen – oder so – auch an einige Bilder erinnere ich mich noch – die waren beeindruckend. (Ich bin Kunstbanausin.)
Was mich aber wirklich interessierte war, was da passiert war?
Wir bekommen eine Fülle von Informationen und welche bleibt hängen? Die bedeutungsloseste! Na toll! Sie können nun sagen, dass das an MIR liegt und ich vielleicht ein Problem mit der Definition über Äußerlichkeiten habe – mag sein.
Die Grundfrage ist: Wie funktioniert unsere Wahrnehmung?
Also:
Was können wir nun daraus lernen über Kommunikation?
1. Die erste Aussage, die in einem Satzpaket kommt, löst etwas aus:
No, na. Emotionen, denen sofort Gedanken folgen – und wie ich in den vielen Verhandlungs-Coachings mit meinen Klienten immer wieder erfahre – bei jedem Menschen oftmals etwas Anderes. Und das macht es ja so trickreich – und spannend.
2. Das berühmte Feedback-Desaster:
Wir alle haben schon die unterschiedlichsten schlauen Bücher zu „gewaltfreier Kommunikation“ (wie liebe ich diese Bezeichnung) und Feedback gelesen, die Sandwich- und wie-sie-alle-heissen-Theorien darüber, wie sie die Keule zu verpacken haben, die Sie liefern wollen.
Wir alle haben auch schon Menschen getroffen, die diese Bücher ebenfalls gelesen haben und uns ihr Feedback mehr oder weniger elegant liefern. Und da passiert bei mir das gleiche.
Sagt jemand zu mir: „Du, mir ist aufgefallen,….“ – HEIMKINO!!!!!! Ich kann es nicht stoppen! Noch während mein Gegenüber spricht, sage ich innerlich: „Ach, willst du mir jetzt was Unangenehmes sagen? Hast auch einen Kurs zu gewaltfreier Kommunikation gemacht oder?“ vielleicht ebenfalls innerlich: „Hilfe! Jetzt kommt die Keule?“
Meine Emotionsbandbreite rangiert von Ablehnung („Ach wie gestelzt“) bis Panik (Hilfe! Was ist die Konsequenz!) – aber „Z“ wie Zuhören ist fast unmöglich. Es ist wie ein Kurzschluss im Gehirn! Ich höre nicht zu, weil es in mir diskutiert.
Manche, die diese Bücher auch aufmerksam gelesen haben, kriegen dann noch die Kurve, indem sie echt lösungsorientiert und freundlich rüberbringen, wie sie in Zukunft die Angelegenheit erledigt haben wollen, das bekomme ich dann meist wieder halbwegs erleichtert mit.
3. Facit: Wie kann ich diese Erkenntnis nun nutzen?
Die Emotion, die die erste Information bei Ihrem Gegenüber auslöst, entscheidet über den Verlauf der nächsten Gesprächsminuten und des Ergebnisses.
Also:
Als Zuhörer: Fragen Sie nach, welche die Informationen waren, die Sie verpasst haben.
(Ich habe übrigens die Malerin nachgelesen: Sofonisba Anguissola.)
Viel Spaß beim Sprechen und Zuhören und Üben
Ihre Anita Molzbichler