...so wie sie, werde ich nie....

In einem Gespräch mit einer Freundin ging ein ehrlich gemeintes Kompliment nämlich: „Du bist deiner Mutter in vielen Bereichen sehr ähnlich.“ ,ordentlich daneben. Meine Freundin explodierte: „Ich bin überhaupt nicht wie meine Mutter!“ – Mein Kompliment war offensichtlich als Beleidigung angekommen.

 

Alle Erklärungsversuche, mit denen ich die Ähnlichkeit zwischen zwei Frauen, die ich sehr schätze, die beide fantastische Köchinnen, perfekte Hausfrauen, engagierte Mütter und extrem loyale, liebende Gattinnen sind, herausstreichen wollte, waren nutzlos. Sie war empört und ich kurz davor, eine Freundin weniger zu haben.

 

Warum fällt es uns selbst als Erwachsene so schwer, gerade diejenigen Menschen, die uns am nächsten sind so anzunehmen, wie sie sind, geschweige denn, mit ihnen verglichen zu werden? Häufig begegnet mir diese Haltung in meiner Arbeit als Coach.

 

Als Mutter von zwei Teenagern verstehe ich deren Bedürfnis, anders zu sein, als ihre Eltern und sich selbst zu (er)finden. Das ist gut so.

Im Erwachsenenleben sollte jedoch ein Zeitpunkt kommen, an dem man sich auf einer neuen Ebene, als Erwachsene, begegnet.

 

Haben manche von uns etwa einen Schritt in der Entwicklung übersehen?

Diese Frage stelle ich mir häufig angesichts der Probleme, die ich bei vielen Klienten immer wieder in unterschiedlichen Ausprägungen beobachte und mit ihnen bearbeite.

 

Es kostet unendlich viel Kraft, als Erwachsene(r) in der „Teenie“-Haltung steckenzubleiben.

In meiner Arbeit sehe und spüre ich gemeinsam mit meinen KlientInnen täglich, wie befreiend und stärkend es ist, die eigenen Vorfahren, als die Wurzeln wahrzunehmen, die sie nun einmal für uns sind. Es ist nicht unsere Aufgabe, zu urteilen und zu werten, WIE sie alle sind und WARUM sie so sind, wie sie sind.

 

Das können wir noch nicht einmal von uns selbst mit Sicherheit sagen – wie wollen wir da erst unsere „Altvorderen“ verstehen?

So wie ein Baum, der starke, tiefe Wurzeln hat, so sind auch wir: je bewusster wir uns der Tatsache sind, dass es MICH NUR GIBT, WEIL EINE GANZE MENGE MENSCHEN VOR MIR WAREN, desto dankbarer können wir sein.

 

Mein Tipp für heute: Zeichnen Sie einen symbolischen Stammbaum – sie brauchen nicht einmal die Namen zu wissen, Geschwister, zweite Partner, etc lassen wir weg:

  1. Zeile: sind Sie
  2. Zeile: Ihre biologischen Eltern
  3. Zeile: Ihre 2 Großelternpaare (4 Menschen)
  4. Zeile: Ihre 4 Urgroßelternpaare (8 Menschen)
  5. Zeile: 8 Ur-Urgroßelternpaare (16)
  6. …..

 

Nun verbinden Sie diese Menschen mit Strichen. Würden Sie sich selbst nun als Strichmännchen zeichnen – haben Sie einen Baum mit ziemlich stabilen, tiefen und breiten Wurzeln.

Sie können das beliebig fortsetzen, aber sehen Sie sich einmal an, wie viele Menschen es brauchte, dass etwas so Wunderbares wie SIE entstanden sind. Seien Sie doch ein wenig gnädig mit sich selbst und erkennen Sie die Basis familiensystemischer Arbeit: SIE SIND EIN TEIL VON DIESEM SYSTEM. Sie entscheiden, wie Sie dieses System sehen wollen. Die Kraft im Baum fließt nur, wenn die Wurzeln nicht abgeschnitten werden.

 

Zurück