Killerargument in der Praxis

 

Heute erhielt ich als Antwort auf von mir geäußerte Kritik die Antwort: „DU HAST MICH NICHT ABGEHALTEN!“

Im ersten Moment – Sprachlosigkeit – im zweiten Loslachen - dann Nachdenken.

 

Dieser Satz ist recht praktisch, weil kaum widerlegbar! (Wenn sie also einmal ein Killer-Argument brauchen – verwenden Sie diesen Satz!) – Und wenn ihr Gegenüber tatsächlich auf diese Diskussion einsteigt, haben Sie elegant davon abgelenkt, worum es wirklich geht …


Beispielsweise als Antwort eines Kindes auf Muttis Kritik, es hätte zu wenig für die Schularbeit gelernt: Du hat mich ja nicht abgehalten zur Schularbeit zu gehen. - GENAU!


oder

 

Als Antwort auf den Hinweis, das Essen sei versalzen! WER hat es nicht verhindert? STIMMT DOCH!

 

oder

 

Als Rechtfertigung auf: „Du hast den Unfall verursacht, weil du zu schnell gefahren bist!“ – WER ist daneben gesessen und hat nicht eingegriffen? Wer hat das Auto gekauft?

 

Nun aber Spaß und auch die Tatsache beiseite, dass wir tatsächlich für vieles in unserem Leben verantwortlich sind:

 

Wie oft stimmt der Satz, dass wir uns nicht nur durch unser TUN schuldig machen können, sondern auch durch unser NICHT-TUN?

 

Es ist die ewige Gratwanderung zwischen Einmischung, Nörgelei, Resignation, Achtung vor der Autonomie anderer, Gleichgültigkeit, Kritiksucht, etc.

 

Was bleibt, ist aber eine interessante Frage: Was habe ich (mit-)verursacht durch mein NICHT-Eingreifen?


Wer trägt die Verantwortung? Das ist von jeder und jedem einzelnen selbst möglichst ehrlich zu beantworten.



Dazu möchte ich Ihnen die wohl schönsten Worte von Virginia Satir schenken – (Abschrift aus: V. Satir  Kommunikation Selbstwert Kongruenz, Verlag Junfermann 2010 8. Auflage)

 

Bekenntnis zur Selbstachtung

 

Ich bin ich.

 

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der genauso ist, wie ich. Manche Menschen gleichen mir in einiger Hinsicht, doch niemand ist genauso wie ich. Deshalb ist alles, was ich hervorbringe, völlig authentisch mein Eigenes, denn ich allein habe entschieden, dass es so ist, wie es ist.

 

Alles an mir gehört mir: mein Körper und alles, was er tut; mein Geist und all seine Gedanken und Ideen; meine Augen und alle Bilder, die sie schauen; meine Gefühle, welche es auch sein mögen: Wut, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung und Erregung. Mein Mund und alle Worte, die er hervorbringt: höfliche, angenehme und harte, zutreffende und unzutreffende; und alles, was ich tue, ob es sich auf andere oder auf mich selbst bezieht.

 

Meine Phantasien, Träume, Hoffnungen und Ängste gehören mir.

 

Meine Siege und Erfolge gehören mir ebenso, wie meine Mißerfolge und Fehler.

 

Weil alles an mir mir gehört, kann ich mich mit allem völlig vertraut machen. Indem ich dies tue, bin ich liebevoll und freundlich allen meinen Anteilen gegenüber und kann so mit meinem ganzen Sein zu meinem eigenen Besten wirken.Mir ist klar, dass gewisse Aspekte meiner Existenz mich verwirren und dass ich andere gar nicht kenne. Doch solange ich freundlich und liebevoll mit mir selbst umgehe, kann ich mutig und hoffnungsvoll nach Lösungen für die Rätsel meiner Existenz suchen und nach Möglichkeiten, die mir helfen, mehr über mich selbst herauszufinden.

 

Wie auch immer ich aussehe und klinge, was auch immer ich sage und tue und alles, was ich in einem bestimmten Augenblick denke und fühle, all dies bin ich. Es ist authentisch und bringt zum Ausdruck, wo ich mich zu dem betreffenden Zeitpunkt befinde.

 

Wenn ich später überdenke, wie ich ausgesehen und geklungen habe, was ich gesagt und getan habe und wie ich gedacht und gefühlt habe, so mag mir vielleicht einiges nachträglich als unpassend, oder unangemessen erscheinen. Ich kann das, was ich als ungeeignet erkannt habe, fallenlassen, das Bewährte beibehalten und etwas Neues erfinden, das an die Stelle des Aufgegebenen tritt.

 

Ich kann sehen, hören, fühlen, sprechen und handeln. Ich bin in der Lage, zu überleben, anderen nahe zu sein, produktiv zu sein und die Welt der Menschen und Dinge um mich herum in einem sinnvollen und geordneten Zusammenhang zu erleben.

 

Ich gehöre mir und kann mich deshalb auch selbst steuern.


Ich bin ich und ich bin OK.

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