Harmonische Beziehungen

– eine Symphonie in drei Sätzen

 

Was macht eine harmonische Beziehung aus? Dass sich alle Beteiligten „lieb haben“? Dass immer alle einer Meinung sind? Dass einer dirigiert und alle im Takt springen? Weltfrieden?

 

Keine der Antworten ist richtig.

 

Bei den oben genannten Fragen haben Sie sich wahrscheinlich selbst so Ihre Gedanken gemacht und überlegt, was für Sie eine harmonische Beziehung ausmacht.

 

Aber lassen Sie uns einen Schritt zurückgehen.

 

Wir sprechen hier nicht nur von harmonischen Liebes- oder Familienbeziehungen, sondern von jeder Art der Beziehung. Sobald wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, stehen wir in „Beziehung“ – es kommt zu Austausch von Emotionen, Worten, Dingen, etc.

 

Abgesehen von der Tatsache, dass das Wort „harmonisch“  mir schon optisch recht fremd, um nicht zu sagen befremdlich ist, löst es bei mir wenig Resonanz aus – als Nicht-wirklich Musikerin kein Wunder – aber weiter im Text:

 

Was macht nun so eine harmonische Beziehung aus? Die Essenz meiner gedanklichen Untersuchung des Themas ist: Ausgleich

 

Eine Beziehung, die ausgeglichen ist, bedeutet: Begegnung auf Augenhöhe, jeder tritt freiwillig – ach welch schönes Wort – aus freiem Willen mit dem anderen in Beziehung – oder auch nicht.

 

Wie oft fühlen wir uns jemandem verpflichtet: eine Gegeneinladung steht an, wir sollten wieder einmal anrufen, oder Blumen kaufen, eventuell gar am Muttertag „Danke“ sagen, ein Besuch wäre angebracht, den Rasen mähen, oder das Bügeln übernehmen, etc.

Hinter all dem steht das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen, ein Gefühl von etwas "schuldig sein" - der Wunsch, Ausgleich zu schaffen.

 

Im Coaching merke ich oft, dass die Wahrnehmung von Ungleichgewichten in Beziehungen zur Krise führt. Ein Beziehungspartner meint, mehr zu geben, als der andere und dieses gefühlte Ungleichgewicht stört die Harmonie.


Es gilt also hinzuschauen und einige entscheidende Punkte zu klären:

 

Die erste – und entscheidende - Frage: Welches Ungleichgewicht nehme ich wahr und was schließe ich aus dem von mir wahrgenommenen Ungleichgewicht?


Fälle ich Werturteile wie: Mein Gegenüber ist faul oder gleichgültig. Ich bin ungeliebt und nicht wertgeschätzt, weil mein Beziehungspartner nicht mehr für den Ausgleich tut, etc.


Hier haben Sie Beziehungsfalle Nr. 1: Ich belege das entstandene Ungleichgewicht mit einer Wertung – am besten schließe ich gleich auf ein Werturteil MIR gegenüber. Dann habe ich Chancen darauf, die Beziehung in die Krise zu bringen.

 

Also, bitte beantworten Sie sich nur die Frage, welches objektiv wahrgenommene Ungleichgewicht Sie beobachtet haben. (Ich trage seit 5 Wochen immer den Müll hinaus, erledige alle Einkäufe, etc. – vereinbart war Arbeitsteilung)

 

Frage Nr. 2: Was erwarte ich von meinem Beziehungspartner als Ausgleich?

 

Hier eröffnet sich gleich Beziehungsfalle Nr. 2: Erwarten Sie Anerkennung, Dank, Wertschätzung – und wollen wir das nicht alle – beantworten Sie sich sofort auch, wie und in welcher Form ganz KONKRET Ihr Beziehungspartner Ihnen das ausdrücken kann.

 

Jetzt sind Sie am entscheidenden Punkt, nämlich dem, wo Sie Farbe bekennen müssen. Was wollen Sie eigentlich?


Nun geht es weiter zum letzten Schritt:

 

Sagen Sie Ihrem Beziehungspartner, was sie WAHRgenommen haben (also Zahlen, Daten Fakten, Vereinbarungen), was diese Wahrnehmung bei Ihnen an Gefühlen und Emotionen (Wut, Frustration, etc.) ausgelöst hat und was Sie erwarten, damit Ihre Beziehung wieder harmonisch – oder ausgeglichen wird.

Umgekehrt ist das ebenso: Haben Sie das Gefühl, in der einen oder anderen Beziehung in Ihrem Leben Ausgleich schaffen zu wollen, überlegen Sie WIE - oder - noch besser, fragen Sie Ihren Beziehungspartner, wie Sie das am besten erledigen können, um einander auf Augenhöhe begegnen zu können.

 

 

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren und eine Symphonie an harmonischen Beziehungen

Herzlichst Ihre Anita Molzbichler

 

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