Das letzte Hemd hat keine Taschen

 

oder

Was nicht in Geld aufzuwiegen ist


 

In meiner Praxis für systemisches Coaching bearbeite ich oft mit Klienten Verletzungen der Vergangenheit.

 

Häufig geht es um Themen, die offen geblieben sind mit Personen, die bereits verstorben sind. – Wie Dornen, die unter der Haut jahrelang dahineitern. Etwas wurde nicht aus- oder angesprochen – geht aber nicht weg, bis wir es bearbeiten – es er-LÖSEN.


Der Tod eines Angehörigen bringt häufig an die Oberfläche, was jahrelang vergraben war. Manchmal scheint es, als ob der verstorbene Angehörige noch aus dem Grab das letzte Wort hätte und mit seinem „letzten Willen“ eine Ohrfeige austeilt. Für andere soll das materielle Erbe die Liebe und Zuwendung ersetzen, die Person zu Lebzeiten glaubt, vom Verstorbenen nicht bekommen zu haben. Erbschaftsstreitigkeiten und Unfrieden unter den Hinterbliebenen sind vorprogrammiert. Dass beides Garantie für Unglücklichsein ist, versteht sich von selbst.

 


Auch umgekehrt zeigt die Unwiderruflichkeit des Todes eigene Unterlassungen und Fehler auf. Die tiefe Betroffenheit am Grab der 90-jährigen Großmutter, die man seit 3 Jahren im Altersheim nicht besucht hat ist echt (wenn auch für Außenstehende unverständlich) – dahinter kann eine Vielzahl an Gefühlen stehen: schlechtes Gewissen, Angst vor dem Sterben, Angst Menschen zu verlieren, die man die letzten 3 Jahre tatsächlich sehen wollte …

 

DAHER:

Es  ist einfacher, mit Menschen sofort Frieden zu schließen – innerlich und äußerlich, als das im Zuge der Verlassenschaft erledigen zu wollen, oder viele Jahre danach.


Eine Übung für Ihren inneren Frieden:

 


Wer hat mich in der Vergangenheit tief verletzt und ich hatte nie den Mut oder die Gelegenheit, es ihm/ihr zu sagen?


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Was würde ich der Person sagen, säße sie mir jetzt gegenüber und würde mir zuhören? Sprechen Sie die Worte aus, oder schreiben sie sie auf!!!!

 

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Bitte nehmen Sie sich Zeit dafür! Das ist WICHTIG!!!!

 

 

Sprechen sie nun den Satz aus:

 

Meinen Schmerz, meine Wut und die Verletzung gebe ich dir nun zurück. Es darf jetzt gut sein zwischen uns. Ich bitte auch dich um Vergebung für das Unrecht, das ich DIR in Gedanken, Worten und Taten zugefügt habe. Der Friede sei mit mir! Der Friede sei mit dir!

 

 

Die meisten Menschen machen sich viele Gedanken über ihr materielles Vermächtnis: Dass das Haus in der Familie bleibt, Angehörige versorgt sind, ihr Lebenswerk fortgeführt wird, etc.

Dazu noch eines: Das letzte Hemd hat keine Taschen – das einzige, was Sie mitnehmen, ist die Liebe, die sie hinterlassen. All die guten Momente mit den Menschen, die sie lieben, die guten Erinnerungen, die Freude, das Lachen, das Glücklichsein. Das ist das Erbe an dem wir täglich arbeiten sollen – unser Vermächtnis!

 

Leben sie jeden Tag so - vor allem im Umgang mit den Menschen um Sie herum, als wäre es die letzte Begegnung - so werden sie nichts offen lassen - nichts ungesagt lassen.

Es grüßt sie herzlich Ihre

 

Anita Molzbichler

 

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